Soziale Angebote jetzt sichern!

Keine Krise nach der Krise: AWO Regionalverband Mitte-West-Thüringen fordert gesicherte Finanzierungszusagen!

Seit einigen Wochen befindet sich unser Land in einem Ausnahmezustand. Auch der AWO Regionalverband Mitte-West-Thüringen e.V. steht, wie viele andere soziale Verbände, vor noch nie dagewesenen Herausforderungen. Eine Vielzahl unserer Beratungsstellen ist für den täglichen Besucherverkehr aufgrund der notwendige Anordnungen zur Eindämmung der Pandemie geschlossen, viele ambulante Angebote können nicht mehr in der altbewährten Form stattfinden, unsere Kindergärten und unsere Schule arbeiten im Notbetrieb. Unsere Mitarbeitenden in der Pflege leisten mit einem Höchstmaß an Verantwortung die so wertvolle Arbeit, die weit über die medizinische Pflege hinausgeht. Im Bereich der stationären Kinder- und Jugendhilfe sorgen die Teams mit tatkräftiger Unterstützung aus anderen Bereichen dafür, die Betreuung der Kinder liebevoll abzusichern.

Als Verband übernehmen wir aktiv Verantwortung für die möglichen gesellschaftlichen und sozialen Folgen dieser Krise. Unsere Beratungs- und Begegnungsstellen, unsere Jugendzentren, unsere Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter sowie unsere Sozialarbeiter in ambulanten Hilfen loten hierfür alle professionellen Möglichkeiten aus, um Menschen weiter bestmöglich zu begleiten. Sie betreuen unter strengen Schutzmaßnamen insbesondere dort weiter, wo es aus Gründen des Kinderschutzes besonders notwendig ist, sie beraten und begleiten tagtäglich per Telefon und Internet, erstellen Arbeitsmaterialien, geben praktische Hilfen. Sie intervenieren bei Krisen, chatten, livestreamen und vieles mehr. Erzieher*innen und Heilpädagog*innen, die nicht in der Notbetreuung tätig sind, kontaktieren Familien, schreiben liebevolle Briefe an Kinder und Eltern, nehmen Theaterstücke auf, entwickeln neue Konzepte und geben Anleitung zur Förderung für Kinder mit besonderem Förderbedarf. Unsere Lehrkräfte unterrichten digital, halten täglich Videokonferenzen, erstellen Aufgaben für das Homeschooling und unterstützen Schüler*innen und Eltern nach besten Kräften. Die Mitarbeitenden der Verwaltung arbeiten in dieser Zeit des Umbruchs auf Hochtouren, dort wo es geht im Homeoffice, vor allem aber weiter im täglichen Einsatz: Lohnabrechnung, Buchhaltung, viele Anrufe, täglich neue Vorschriften – all das wird weiter abgesichert. Hausmeister und Küchenkräfte arbeiten viel Flexibilität und Einsatzbereitschaft dafür, dass auch diese zentralen Dienste weiter sicher realisiert werden können.

Wir haben höchsten Respekt vor allen Mitarbeitenden unseres Regionalverbandes und unserer Tochtergesellschaft, der AWOCARENET GmbH, die sich mit Kompetenz und Herz, mit innovativen Ideen und neuen Konzepten einbringen, die in Einrichtungen und an Stellen aushelfen, wo Hilfe dringend benötigt wird. Wir danken Ihnen von ganzem Herzen dafür!

Hinsichtlich der unsere Arbeit betreffenden politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen erleben wir eine große Dynamik, viel Verunsicherung und regional sehr unterschiedliches Verwaltungshandeln. Die Mitteilung von Kostenträgern zur Finanzierung unserer Angebote fällt sehr unterschiedlich aus, gleicht jedoch in einer Grundaussage:  Wir – wie auch alle anderen sozialen Träger - sind aufgefordert, auf die Krise und die damit einhergehenden Arbeitseinschränkungen zu reagieren. Ob, bis wann und in welcher Höhe zum jetzigen Zeitpunkt und in den nächsten Wochen unsere Angebote finanziert werden, ist nicht abschließend geklärt und eine Klärung wird es wahrscheinlich auch nicht kurzfristig in vollem Umfang geben.

Solidarität, Gerechtigkeit und Verantwortungsübernahme vor Ort sind Werte, die uns als AWO Regionalverband Mitte-West-Thüringen e.V. prägen. Als solidarischer Partner sind wir bereit und in der Pflicht, gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort die bestmöglichen Lösungen in dieser Krise zu finden. Diese Grundsätze sind uns wichtig: 

  1. Die Absicherung der Begleitung und Betreuung der aktuell Gefährdetsten unserer Gesellschaft steht für uns an erster Stelle: pflegebedürftige Menschen, Jugendliche und Familien in Krisensituationen, Kinder mit Förderbedarf, Menschen mit psychischen Erkrankungen oder einer Behinderung.
  2. Für unsere Beschäftigten wollen wir gerechte Bedingungen erreichen, unabhängig davon, in welchem Arbeitsfeld sie tätig sind, ob im Kindergarten, in einer Beratungsstelle, im Jugendzentrum oder in der ambulanten Familienhilfe.
  3. Die aktuelle Krise darf nicht zur Krise der sozialen Landschaft werden. Alle Angebote werden jetzt und erst recht zur Abmilderung der Folgen der Krise gebraucht. Sie jetzt zu gefährden wäre fatal. Deshalb mahnen wir gesicherte Finanzierungszusagen an - durch alle verantwortlichen Partner in Bund, Land und den Kommunen. Die bereits erfolgten Zusicherungen der Mittel für Schulsozialarbeit und Jugendarbeit sowie der sogenannte Kita-Pakt vom vergangenen Freitag sind ein erster Anfang, der verbindlich greifen und auch auf andere Bereiche übertragen werden muss.
  4. Welche Lösungen in den nächsten Tagen und Wochen gefunden werden, ist noch unklar. Für uns steht fest:  Mitarbeitende aller sozialen Leistungen, im Kindergarten, in der Jugendhilfe, in der Frühförderung, in der Beratung und vielen weiteren Bereichen dürfen keine Nettoeinbußen ihres Gehaltes in Folge dieser Krise erleben! Wir fordern alle Verantwortlichen auf, die hierfür notwendigen Regelungen kurzfristig auf den Weg zu bringen.
  5. Die Träger sozialer Einrichtungen müssen auch weiterhin in der Lage sein, ihr Verwaltungspersonal, ihre Mieten und ihre laufenden Betriebskosten zu finanzieren. Kein Verband, kein Verein, keine soziales Angebot darf aufgrund der aktuellen Krise in bestandsgefährdende Schieflagen geraten.

Wir sind uns sicher, dass wir nur so die aktuellen Herausforderungen zusammen schaffen werden, und freuen uns auf den Tag, an dem wir stolz darauf zurückblicken können, wie wir gemeinsam diese Krise gemeistert haben.

Hier finden Sie dazu unsere Pressemitteilung vom 06. April 2020

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