Tag der offenen Tür: Frühförderstelle

Der weiße Stock mit der kleinen Kugel vornedran schiebt sich über den Fußboden. Immer von links nach rechts und zurück. Und das in einem möglichst großen Radius. Denn nur dann kann man ausschließen, dass sich vor einem plötzlich ein Hindernis auftut, auf das man nicht vorbereitet war. Eine Wand zum Beispiel. Oder auch nur ein Stuhlbein.

An die Dunkelheit gewöhnt man sich irgendwann. Man lernt, Alltagsgegenstände zu ertasten, gezielt Hilfsmittel wie Geländer und Markierungen zu suchen und macht sich ein geistiges Bild von seiner Umgebung. Wenn man nicht von Geburt an blind ist, muss man sich allerdings auch erst an das neue "Sehen" gewöhnen. Diese Erfahrung machten auch die Besucher unserer überregionalen Frühförderstelle für blinde und sehgeschädigte Kinder in Weimar. Wer wollte, konnte seine Sinne bei einem Blindenparcours austesten. Dort ging es dann treppauf oder treppab, alleine oder an der Hand geführt durch verschiedene Räume mit verschiedenen Aufgaben. So sollte man zum Beispiel nur durch Tasten mit dem Stock erkennen, um welchen Gebrauchgegenstand es sich handelte. Oder anhand des Echos bestimmen, in welcher Entfernung sich ein Gegenstand befindet. Für einen "Anfänger" ziemlich knifflig. Für einen Blinden die alltägliche Herausforderung.


Das sogenannte Mixlabor durfte man zwar ohne Augenbinde, dafür aber nur mit Simulationsbrille betreten. Rund 10 Prozent verbleibende Sehkraft simuliert das Gestell: gar nicht so einfach, damit einen klassischen Fruchtcocktail zu mixen!

Derweil glitzert und blinkt es in allen Ecken im sogenannten "Lichtboxen-Raum". Dort stehen oder liegen verschiedene Boxen, die mit einem sanften, jedoch kräftigen Licht ausgestrahlt sind. Davor hängen Perlenketten, kleine Spiegel oder Alugegenstände. Auch eine Rettungsdecke kommt hier zur Anwendung. Kinder, die nur wenig sehen können oder gerade einmal zwischen Licht und Dunkelheit unterscheiden, sollen durch die Glanzreflexe angeregt werden. Hier ist das gezielte Training der verbleibenden Sehkraft möglich.

Interessierte Besucher bekamen außerdem eine Einführung in das Lesen von Brailleschrift oder erfuhren etwas zu verschiedenen Förder- und Beratungsangeboten.

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