#Offengeht

 

 

In einer gemeinsamen Erklärung zieht der AWO Bundesverband zusammen mit  Pro Asyl und einem breiten Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen eine Bilanz der Aufnahme von Geflüchteten seit 2015. Unterzeichnet haben die Erklärung unter anderen der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Neuen Deutschen Medienmacher, landesweite Flüchtlingsräte sowie zahlreiche weitere Organisationen der Asyl- und Integrationsarbeit auf Bundes- und Landesebene.

Erklärung #offengeht

Auch wir als AWO Regionalverband Mitte-West-Thüringen e.V. beteiligen uns an der Aktion #offengeht und berichten von Erlebnissen, Erfahrungen und Projekten.


Statement

Es verwundert mich jedes Mal wenn Menschen behaupten, Flüchtlinge seien faul, wollen sich nicht integrieren und uns nur auf der Tasche liegen. Sicherlich ist es nicht für alle leicht ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein neues Leben in Deutschland zu starten. Unser Beratungsalltag ist voll von Menschen die tagtäglich beweisen, dass sie ein wertvoller Teil unserer Gesellschaft sein können und wollen. Vom Gemüsehändler bei uns um die Ecke, zu unseren ehrenamtlichen Schülern und unserer aktiven Mamagruppe erfahren wir immer wieder Hilfsbereitschaft, Fleiß und einen beeindruckenden Lerneifer der absolut nicht zum negativen Bild passt, das gerne über Flüchtlinge verbreitet wird.

Aber ich will hier ein Beispiel hervorheben.

Fatima Asheikh Ali ist unsere Kollegin im Team der AWO Fachstelle für Migration, Teilhabe und Interkulturelle Beratung in Mühlhausen, und selbst Flüchtling. In ihrem Heimaltland hat sie Psychologie studiert, und wäre nicht der Krieg gewesen, hätte sie jetzt einen Masterabschluss. Sie weiß was es heißt, mit kleinen Kindern die Strapazen der Flucht auf sich zu nehmen, in einem fremden Land in einer Gemeinschaftsunterkunft zu wohnen, vor Morgengrauen mit Mann und Kindern die weite Strecke zum nächsten Ort zu laufen um den Bus zu wichtigen Terminen zu erwischen, und sich als absoluter Neuling im bürokratischen Dschungel Deutschlands zurechtzufinden. Sie hat Deutsch gelernt, Freundschaften geschlossen, einen Arbeitsplatz gefunden… alles was Flüchtlinge angeblich nicht tun wollen. Sie begleitet ihre Kinder erfolgreich durch Kindergarten und Schule. Die älteste Tochter startet dieses Jahr ins Gymnasium. Fatimas Mann arbeitet als Elektriker. Die Familie steht auf eigenen Füßen und sie macht das toll. Wenn man sich anschaut was diese Familie in den vergangenen fünf Jahren alles erreicht hat, kann man nur respektvoll applaudieren.

Liebe Fatima, danke an dich und deine Familie, dass ihr ein so schönes Beispiel dafür seid, dass Offen nicht nur geht, sondern auch total schön sein kann.

Nadia Naji

Teamleitung AWO-FaMTIB


Dabei sein!

Gemeinsam mit und für Menschen mit Migrationshintergrund organisiert der Fachdienst für Migration und Integration Weimar und Weimarer Land in diesem Projekt Freizeitaktivitäten, Kulturveranstaltungen und Bildungsprojekte. Viel Spaß hatten die Teilnehmer am digtalen Cafè, Fahrradtouren, nachhaltigen Stadtrundgang und Klettertour. 

Gefördert wird das Projekt "Dabei sein" durch das Thüringer Ministerium für Migration, Justiz und Verbraucherschutz.


Unabhängig und auf glücklichen Füßen

Nach 15 glücklichen Jahren, habe ich im November 2015, auf Wunsch und Drängen meines Mannes, meine geliebte Wahlheimat und mein zu Hause in Syrien verlassen müssen.
Es war eine schwere und traurige Entscheidung, unsere ganze Existenz und alles Liebgewonnene, auf unbestimmte Zeit, zurückzulassen und nicht zu wissen, wie die Entwicklung sich gestaltet.
Der Weg unserer „Flucht“ war vergleichsweise komfortabel  und der Empfang, durch meine Familie und Freunde, sehr herzlich.
Dennoch standen wir erst einmal vor dem Nichts und vor der Herausforderung  eine neue Lebensgrundlage aufzubauen.

Ich möchte mich bei der Gelegenheit, bei all den Menschen für Ihre Hilfe und Unterstützung  bedanken, die uns auf unseren Weg begleitet haben und auch noch begleiten. Natürlich auch  den offiziellen Stellen, die uns anfänglich finanziell aufgefangen haben.
Für den Neustart war es zunächst eine große Hilfe, wenn auch eine erhebliche Umstellung, sich, nach einer völligen Selbständigkeit,  mit einem solchen Kontrollsystem zu arrangieren.
Ich habe gefühlt, unendlich viele Anträge ausgefüllt, Papiere zusammengetragen und Ämter besucht.
Die Bürokratie ist umfänglich und nicht immer leicht zu durchschauen.

Mein Mann hat recht zeitnah seinen Sprachkurs beginnen können und ich habe durch die Hilfe von Frau Sana Al Mudhaffar und Herrn El Mediani, aus dem FDMI Team des AWO Regionalverbandes, einen Einstieg in die Arbeitswelt gefunden, wofür ich den beiden und auch der AWO als Organisation sehr dankbar bin.

Ich bin im Sommer 2016 zunächst mit einigen Stunden in die ambulante Betreuung von Erwachsenen eingestiegen, was mir bis heute sehr viel Spaß macht und zu meiner Berufung geworden ist.

Durch steigende Klientenzahlen und die Übernahme eines weiteren Themenbereiches, begleite ich seit Januar 2019 eine Vollzeitstelle.Nebenbei arbeite ich auf Honorarbasis als Sprachmittler und mein Mann hat seit August 2019 eine Teilzeitanstellung  gefunden, was alles dazu beigetragen hat, dass wir inzwischen wieder unabhängig sind und glücklich auf unseren eigenen Füßen stehen.


Kitchen in the Klex

Die Fachstelle Interkulturelle Öffnung organisiert neben der Beratungs- und Schulungstätigkeit regelmäßig Begegnungsformate. Ziel dieser Formate ist es, Menschen unterschiedlicher Perspektiven und Lebenswelten zusammenzubringen und einen Austausch zu fördern.

Bei dem Kochabend Kitchen in the Klex-beispielsweise, kommen Menschen aus aller Welt und verschiedene Altersklassen zusammen und lernen dabei sich und die gekochten Gerichte kennen. Von syrischen Gerichten mit Reis und Hühnchen bis Syrniki, russischen Quarkkäulchen, kann alles dabei sein.

Der Kitchen in the Klex-Kochabend findet einmal monatlich im Kinder- und Jugendzentrum KLEX des KOMME e.V. statt. Zu jedem Kochabend bringen drei verschiedene Personen ein Gericht mit und fungieren als „Gastgebende“. Das Klex besorgt die Zutaten, die anderen Gäste helfen unter Regie der Gastgebenden fleißig beim Schnippeln und Kochen.
Der nächste Kochabend findet am 21. August 2020 statt – weitere Informationen folgen auf https://www.kitchenintheklex.de/.